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Ob traditionell in der Fastenzeit oder einfach mal zwischendurch: Viele Menschen haben den Verzicht für sich entdeckt. Eine besondere Form ist das Heilfasten. Wie die Fastenkur funktioniert, worauf man achten muss und was es bringt. Eine Anleitung.
Fasten. Das bedeutet, freiwillig für eine gewisse Zeit auf bestimmte Genuss- oder Nahrungsmittel zu verzichten. Die einen verzichten auf Alkohol, die anderen auf Fleisch oder Süßigkeiten. Manche gehen einen Schritt weiter und probieren es mit Heilfasten. Das heißt: Sie lassen vorübergehend alle festen Nahrungsmittel weg und nehmen ausschließlich Flüssigkeit zu sich. Das soll den Organismus reinigen und den Stoffwechsel auf Trab bringen.
Das klassische Heilfasten geht zurück auf den deutschen Mediziner Otto Buchinger. Es kann der Beginn einer dauerhaften Ernährungsumstellung sein, aber auch gesundheitliche Beschwerden lindern und die Therapie bei bestimmten Erkrankungen unterstützen – etwa bei Rheuma oder dem Metabolischen Syndrom. Für viele Menschen hat das Fasten zudem eine spirituelle Komponente. Man beschäftigt sich intensiv mit sich selbst, kommt zur Ruhe und sammelt mental neue Kraft.
Kein Wunder, dass es solche Auszeiten auch in allen Weltreligionen gibt: So wird im Christentum traditionell in den Wochen zwischen Karneval und Ostern gefastet und im Islam im Fastenmonat Ramadan – und zwar von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang. Auch im Buddhismus und im Hinduismus spielt das Fasten eine Rolle.
Heilfasten nach Buchinger
Beim Heilfasten nach Buchinger verzichten Sie für einige Zeit auf feste Kost. Empfohlen werden mindestens acht Tage. Mitunter dauert eine Fastenkur auch zwei bis vier Wochen. Während des Fastens kommen nur Brühe oder Säfte auf den Tisch. Genuss- und Suchtmittel wie Kaffee, Alkohol oder Nikotin sind tabu. Sie können zu Hause fasten oder in speziellen Fastenkliniken. Viele Fastende schließen sich auch einer Gruppe an, um sich mit anderen über ihre Erfahrungen auszutauschen und ärztlich überwacht zu sein.
Grundsätzlich gilt: Menschen mit gesundheitlichen Problemen sollten nicht einfach mit dem Heilfasten loslegen, sondern immer Rücksprache mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin halten.
Anleitung zum Heilfasten
Sie wollen das Heilfasten ausprobieren? Diese Anleitung hilft Ihnen Schritt für Schritt.
Entlastungstage
Die Entlastungstage sollen den Körper auf das Fasten vorbereiten. Schließlich muss er sich daran gewöhnen, anschließend für einige Tage nur flüssige Kost zu bekommen. Ein bis zwei solcher Entlastungstage sind beim Heilfasten angezeigt. Sie sollten dann leichte Kost zu sich nehmen, etwa Haferflocken, Reis, Suppen oder gedünstetes Gemüse. Von Alkohol, Kaffee und Nikotin lassen Sie ab jetzt für den Rest Ihrer persönlichen Fastenzeit die Finger.
Darmentleerung
Der erste Tag der Fastenkur beginnt mit einer gründlichen Darmentleerung. In Regel wird hierzu Glaubersalz verwendet, das Sie bei uns in Ihrer Apotheke erhalten. Wir beraten Sie auch gern zur Anwendung.
Zum Abführen trinken Sie innerhalb von 20 Minuten etwa einen halben Liter lauwarmes Wasser, in dem 30 bis 40 Gramm Glaubersalz gelöst wurden. Tipp: Lösung kühl stellen und etwas Zitronensaft dazugeben. Dann schmeckt sie frischer. Nach etwa einer halben Stunde trinken Sie Tee oder Wasser. Mindestens ein halber, besser ein ganzer Liter ist sinnvoll.
Glaubersalz wirkt in der Regel recht schnell – oft schon nach 30 bis 60 Minuten. Planen Sie also diese Zeit zu Hause ein. Bei einem wund werdenden Schließmuskel können Sie eine Heilsalbe mit Dexpanthenol bereitlegen.
Die Prozedur soll den Darm vollständig entleeren und entlasten, da sonst die Reste zu gären beginnen und Beschwerden wie zum Beispiel Blähungen nach sich ziehen. Von der Darmentleerung profitieren neben der Verdauung auch die Abwehrkräfte. Außerdem soll sie dafür sorgen, dass weniger Hungergefühl entsteht. Wer sich mit der Glaubersalzlösung nicht anfreunden kann, kann einen Einlauf machen. Allerdings kommt es hier nicht zur gewünschten vollständigen Reinigung. Herkömmliche Abführmittel sind für die Darmentleerung nicht geeignet.
Fasten
Während des Fastens nehmen Sie pro Tag mindestens einen Viertelliter Gemüsebrühe sowie Obst- oder Gemüsesäfte zu sich. Besonders lecker sind frisch zubereitete Säfte. So tankt der Körper Energie und wird mit wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen versorgt. Wie viel Saft Sie insgesamt trinken, kommt auch darauf an, wie viel Kalorien Sie zu sich nehmen wollen. Zudem spielt es eine Rolle, wie lang die Heilfasten-Kur dauert. Was wichtig ist: Trinken Sie darüber hinaus genug. Zwei bis drei Liter täglich sollten es sein. Stilles Wasser oder Kräutertees (morgens mit einem Löffel Honig) bieten sich an.
In Ihrer Apotheke finden Sie eine reiche Auswahl an anregenden und leckeren Fastentees. Wir beraten Sie bei Bedarf auch zu geeigneten Nahrungsergänzungsmitteln wie Vitamin- und Mineralstoffkombinationen oder Basencitrate zum Entsäuern. Wer die Verdauung anregen möchte, kann mit regelmäßigen Einläufen oder erneut mit Glaubersalz oder Bittersalz den Darm reinigen. Auch Sauerkrautsaft während des Fastens hat sich bewährt.
Fastenbrechen
Wer das Heilfasten beendet, für den ist traditionell ein Apfel die erste feste Mahlzeit. Der wird langsam gekaut, damit man die Aromen, den Geschmack und die Konsistenz des Obstes ganz bewusst genießen kann.
Aufbautage
Nach einer Fastenkur muss sich der Darm langsam wieder an die übliche Nahrung gewöhnen. An den ersten Tagen nach dem Fastenbrechen sollten Sie daher auf Fleisch sowie schwer verdauliche und fettige Speisen verzichten. Greifen Sie stattdessen zu Suppen, gekochtem oder gedünstetem Gemüse und würzen Sie die Gerichte sparsam. Essen Sie viele Ballaststoffe. Sie stecken zum Beispiel in Haferflocken, Vollkornprodukten sowie vielen Obst- und Gemüsesorten und sind wichtig für eine geregelte Verdauung. Probiotika unterstützen die gesunde Darmflora zusätzlich. Bei uns in Ihrer Apotheke finden Sie passende Produkte. Sprechen Sie uns an. Wir beraten Sie gern.
Andere Arten des Verzichts
Es gibt verschiedene Varianten des Fastens. Viele bauen auf dem Prinzip des Fastens nach Buchinger auf. So ist es beispielsweise möglich, dass Sie weitere Nahrungsmittel zu Säften, Tees und Wasser kombinieren, etwa beim Molke- oder Schleimfasten. Anders beim Intervallfasten: Hier essen Sie bewusst nur in einem bestimmten Intervall (in der Regel acht Stunden tagsüber), während in den übrigen Stunden auf Nahrung verzichtet wird. Oder sie streichen das Abendessen. Auch möglich: Sie ernähren sich fünf Tage in der Woche normal – an den anderen beiden nehmen Sie nur etwa ein Viertel der üblichen Kalorienmenge zu sich.
Tipps fürs Heilfasten
Mit diesen Tipps fällt Ihnen das Fasten leichter:
- Gönnen Sie sich Ruhe und betrachten Sie das Heilfasten als Ihre persönliche Auszeit. Wenn möglich, nehmen Sie sich frei. Zumindest sollten Sie keine unnötigen Termine machen.
- Bleiben Sie aktiv. Tägliche mäßige Bewegung bringt den Kreislauf und die Verdauung in Schwung. Außerdem wirkt Sport dem Muskelabbau entgegen.
- Eine Fastenkrise kennen viele: Geben Sie nicht auf! Die ersten drei Tage werden oft als die schwierigsten beschrieben, dann geht’s bergauf.
- Wer mag, kann in sich auch einer Fastengruppe anschließen. Das motiviert. Außerdem hat man die Möglichkeit, sich mit anderen Fastenden auszutauschen. Oft sind hier auch Ärzte eingebunden, die Tipps geben und unterstützen können, wenn Sie sich körperlich unwohl fühlen.
Wichtig: Wer Medikamente einnimmt und an chronischen Krankheiten leidet, sollte nur mit ärztlicher Begleitung fasten, am besten in einer Klinik. Vorher sollte die Einnahme oder eventuell auch das Absetzen der Medikamente während der Fastenzeit geklärt werden.
Wenn der Körper reagiert
Wundern Sie sich nicht: Heilfasten bringt nicht von heute auf morgen nur positive Effekte. Folgende Nebenwirkungen sind in den ersten Tagen häufig:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Blähungen
- Kreislaufprobleme
- Kraft- und Antriebslosigkeit
Erst nach etwa drei bis vier Tagen stellt sich das Gefühl ein, energiegeladener, kraftvoller und im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwerter zu sein.
Fastenkur ist nicht als Diät geeignet
Heilfasten bringt im Körper verschiedene Prozesse in Gang. Da er nur wenig Kalorien bekommt, greift er beispielsweise die Fettreserven an. Um dauerhaft abzunehmen, ist Heilfasten aber ungeeignet. Denn während des Heilfastens schaltet der Körper in eine Art „Ruhemodus“ und verbrennt weniger Kalorien. Fasten Sie länger, bauen Sie gegebenenfalls sogar Muskeln ab, weil je nach Körperbau die darin enthaltenen Eiweißreserven angezapft werden. Auch deshalb empfiehlt sich regelmäßige Bewegung während des Fastens.
Fazit: Eine Fastenkur sorgt zwar dafür, dass man Gewicht verliert. Sobald man sich ernährt wie vorher, nehmen die meisten aber wieder zu. Tatsächlich kann Heilfasten aber der Einstieg sein, seine Ernährungsgewohnheiten grundlegend umzukrempeln. Und dann klappt es oft auch mit dem dauerhaften Abnehmen.
Heilfasten hat viele positive Wirkungen
Eine Fastenkur ist zwar kein Wundermittel, einige gesundheitsfördernde Effekte des Heilfastens sind jedoch belegt:
Für wen ist Heilfasten ungeeignet?
Obwohl Heilfasten viel in Gang setzen kann, ist es nicht für alle Menschen geeignet. Nicht fasten oder sich vorab unbedingt mit ihrem Arzt absprechen sollten:
- Untergewichtige
- Schwangere und Stillende
- Personen, die einen Nährstoffmangel haben
- Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, wie etwa Herzerkrankungen, Nieren- oder Leberschäden, Galleproblemen oder Gicht
- Krebspatientinnen und -patienten
- Menschen mit Depressionen
- Kinder und Heranwachsende
Leberwickel
Galle und Leber sind für die Entgiftung des Körpers mitverantwortlich. Mit Leberwickeln können Fastende diese gezielt anregen: Füllen Sie eine Wärmflasche mit heißem (nicht kochendem) Wasser. Halten Sie einen Waschlappen unter warmes Wasser. Wringen Sie ihn aus und legen Sie diesen auf den rechten Oberbauch. Nun legen Sie die Wärmflasche darauf. Legen Sie eine Decke oder ein Handtuch über sich. Machen Sie es sich gemütlich und genießen Sie die wohltuende Wärme für etwa eine halbe Stunde.
Florian Wehrenpfennig,